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Umfrage zur Partnerschafts-, Ehe und Familienpastoral der katholischen Kirche – Ergebnisse

 

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Zur Vorbereitung der weltweiten Synode zur Familie, die im Oktober in Rom stattfindet, befragten die Bischöfe im Dezember die Gläubigen in der Schweiz über ihre Erfahrungen, Anregungen und Kritiken zur kirchlichen Familien-, Ehe- und Partnerschaftspastoral. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. 

 

Wer hat bei der Umfrage mitgemacht? 

 

 23‘636 Antworten, die bis Anfang Januar eingegangen sind (drei Viertel online, übrige Papierversion), sind Grundlage der Berechnungen.

  • Mit den Fragebögen, die nach Ende der Erhebungsfrist eingegangen sind, ergibt sich eine totale Teilnehmerzahl von  25‘000.
  • Das Durchschnittsalter liegt bei gut 54 Jahren, 47% Männer, 53% Frauen. Zwei Drittel haben Kinder.
  • Fast 92% gehören zur römisch-katholischen Kirche, knapp 95% leben in der Schweiz.
  • Der deutschsprachige Fragebogen wurde von ungefähr 87% ausgefüllt, der französischsprachige Fragebogen von ca. 9%. Über 1000 Menschen haben den italienischsprachigen Fragebogen ausgefüllt, was etwa 4,5% der Teilnehmenden entspricht.
  • Die grosse Zahl an Teilnehmenden, welche Fragebögen aus kirchlichen Medien (Pfarrblätter) verwendet haben, bedeutet, dass vor allem kirchennahe Menschen erreicht wurden.
  • Der kirchennahe Hintergrund der meisten Teilnehmenden zeigt sich auch darin, dass die kirchliche Heirat und eine christliche Erziehung der Kinder sehr hohe Zustimmungswerte erhalten.
  • Für kirchennahe Menschen ist es typisch, dass sie sich mit der Lehre der Kirche auseinandersetzen. Das hindert sie aber nicht, sich auch sehr kritisch dazu zu positionieren. 

Erste gefestigte Ergebnisse

 

Die Auswertung der Umfrage hat erst begonnen, dennoch lassen sich deutliche Trends darstellen.

 

Was den Umfrageteilnehmenden wichtig ist

 

Die kirchliche Eheschliessung ist durchgängig wichtig (80 Prozent). Der Wunsch, die eigene Paarbeziehung auch religiös zu gestalten und die Dimension des Religiösen bei wesentlichen Lebensentscheidungen einzubeziehen ist deutlich.

 

Der sehr grosse Wunsch nach einer christlichen Erziehung der Kinder bildet den höchsten Zustimmungswert der gesamten Pastoralumfrage (97 Prozent) !

 

Der Glaube spielt im Bereich der Familie und in der Kindererziehung eine grosse Rolle, auch wenn die Eltern dies nicht immer ausdrücklich formulieren (können). Ein kirchenstatistischer Beleg für die hohe Bedeutung des Glaubens im Bereich der Familie ist die Taufe, die in der Schweiz immer noch eine sehr hohe Zustimmung findet.

Für die Kirche sind diese zwei Aussagen eine grosse Chance für die Vermittlung ihrer religiösen Kernbotschaft.

Aber – dennoch ist nicht alles gut.

 

Diese grundsätzliche Offenheit für Religion und Glaube geht keinesfalls mit einer kritiklosen Zustimmung zur kirchlichen Lehre über die Familie, über die Ehe und über die Sexualität einher.

«Thema Nr. 1»

Ein sehr grosser Konsens zeigt sich im Unverständnis und in der Ablehnung gegenüber der offiziellen Lehre, geschiedene Wiederverheiratete nicht zu den Sakramenten zuzulassen. Die überwiegende Mehrheit (knapp 90 Prozent) teilt den Wunsch nach einer kirchlichen Anerkennung und Segnung deren Partnerschaften.

 

Prioritäres Anliegen an die Bischöfe und an die Kirche in der Schweiz ist der Wunsch nach Überwindung der ausschliessenden und als unbarmherzig und unchristlich verstandene Praxis im Umgang mit geschiedenen Wiederverheirateten. Diese wird von den Befragten aus religiösen Gründen und mit ausdrücklichem Bezug auf christliche Kernaussagen zurückgewiesen.

 

Kirchliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften – Mehrheit ohne Konsens

 

Eine Mehrheit von gut 60 Prozent der Umfrageteilnehmenden unterstützt den Wunsch nach einer kirchlichen Anerkennung und Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften. Anders als bei der Frage der geschiedenen Wiederverheirateten gibt es hier aber keinen Konsens, sondern eher eine Polarisierung. Klarer Zustimmung steht ebenso entschiedene, wenn auch zahlenmässig geringere, Ablehnung einer kirchlichen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften gegenüber.

Für die Kirche und für die Kirchenleitung stellt sich hier die schwierige Aufgabe, eine Lösung zu finden, die dieser Differenz der Auffassungen gerecht wird und den seelsorglichen Bedürfnissen der lesbischen und schwulen Paare, denen die religiöse Gestaltung und Anerkennung ihrer Paarbeziehung ein wichtiges Anliegen ist, entgegen kommt.

 

Dauerthema Verhütung

 

Die Antworten auf die Frage nach künstlichen oder natürlichen Verhütungsmethoden zeigen die lange bekannte dramatische Differenz zwischen Lehramt und den Umfrage-Teilnehmenden. Das lehramtliche Verbot der künstlichen Methoden der Schwangerschaftsverhütung steht fernab zur Praxis und zu den Auffassungen der allermeisten Katholikinnen und Katholiken.

 

Vorbehalte bei der Zustimmung zur kirchlichen Lehre über die Familie

 

Zwar geben die meisten Katholikinnen und Katholiken an, die kirchlichen Positionen zu Sexualität, Partnerschaft, Ehe und Familie zu kennen, aber wenn sie nach der Zustimmung zu dieser Lehre gefragt werden, dann zeigt sich eine eher skeptische Haltung. Die Vorbehalte gegenüber der Lehre der Kirche sind sehr deutlich.

 

Perspektiven für die Kirche

 

Setzt man diese kirchenkritischen Ergebnisse mit dem grundsätzlichen Wunsch zu einer auch kirchlich-religiös geprägten Partnerschaft, Ehe und Familie ins Verhältnis, zeigt sich die dringende Notwendigkeit, den Status der kirchlichen Lehre über die Familie in Kirche und Seelsorge neu zu bewerten.

Die Verabsolutierung einzelner Normen und Vorgaben der Kirche gegenüber konkreten Lebenserfahrungen und Lebenssituationen der Menschen muss aufgebrochen werden. Forderungen seitens der Kirche, nach denen Katholikinnen und Katholiken den konkreten Normen und Verhaltensvorgaben der Kirche unbedingten und kritiklosen Gehorsam zu leisten haben, schaden schlussendlich der Kirche in ihrem Anliegen, den Menschen die zentraleren und wichtigeren Aspekte ihrer Botschaft zu vermitteln.

Nicht zuletzt sollte das Wissen um das Missverhältnis zwischen der Offenheit vieler Gläubiger für eine religiöse Prägung von Partnerschaft, Ehe und Familie einerseits und ihrer Ablehnung und ihrem Unverständnis gegenüber weiten Teilen der Lehre andererseits bei der Entwicklung pastoraler Angebote berücksichtigt werden. Gerade die Ehevorbereitung erhält insgesamt in der Umfrage kein gutes Zeugnis. Sie wird als zu wenig hilfreich für das Ehe- und Familienleben gesehen.

Schliesslich zeigt die Umfrage, dass die Kirche kaum als hilfreich gesehen wird, wenn es in Ehe und Familie zu Krisen kommt. Hier scheint es, dass das hohe Ideal der kirchlichen Lehre den Blick auf die Realität verstellt und die Ansprechbarkeit ausgerechnet erschwert für die Menschen, die Unterstützung brauchen würden.

 

Breite  Übereinstimmung

 

Eines der sehr erstaunlichen Ergebnisse der Untersuchung ist die ausgesprochen hohe Übereinstimmung im Antwortverhalten ganz unterschiedlicher Gruppen: Junge und Alte, Männer und Frauen; deutsch-, französisch- und italienischsprachige Teilnehmende – es gibt faktisch keine nennenswerten Abweichungen im Antwortverhalten. In keiner Frage öffnet sich ein Generationenkonflikt, es gibt keinen Kampf der Geschlechter, keinen Röstigraben, keine bedeutsame ökumenische Differenz zwischen den christlichen Konfessionen und auch keine relevante Unterschiedlichkeit der Antworten aus der Schweiz und aus dem Ausland.

 

Perspektiven für weitere Auswertungen

 

Wir stehen erst am Anfang der Auswertung. Für die weitere Analyse der Ergebnisse wird das SPI konkrete pastorale Fragestellungen zur Grundlage nehmen. Beispielsweise wäre es möglich, eine zielgruppenspezifische Auswertung vorzunehmen, um pastorale Angebote passender zu gestalten.

SPI - Schweizerisches Pastoralsoziologisches Institut

 

Downloads

Ergebnisse der Online-Befragung (1.86 MB)

Thesen von Bischof Markus Büchel anlässlich der Medienkonferenz vom 4. Februar (42.69 kB)

Beitrag von Weihbischof Denis Theurillat an der Medienkonferenz vom 4. Februar (59.27 kB)

Synthese der diözesanen Umfragen unter Seelsorgenden und Experten(596.43 kB)

Dieses Communiqué als PDF (105.07 kB)


 

Auftrag und Ziel des SPI

Das Schweizerische Pastoralsoziologische Institut (SPI) ist ein Forschungsinstitut, das von der katholischen Kirche in der Schweiz getragen wird. Sitz des Instituts ist St. Gallen.

Das SPI untersucht den sozialen, kulturellen und vor allem religiösen Wandel in der gegenwärtigen Gesellschaft. Die Erkenntnisse und Ergebnisse dieser Forschung dienen gleichzeitig als Grundlage für die Entwicklung von Konzepten und Perspektiven für die pastorale Planung und Praxis der katholischen Kirche in der Schweiz.

Die Verbindung der Grundlagenforschung mit der konzeptionellen Entwicklung und Beratung für die pastorale Arbeit in der Schweiz ist ein wesentliches Ziel des SPI.

 

Adresse und Kontakt:

Schweizerisches Pastoralsoziologisches Institut, SPI

Dr. Arnd Bünker, Institutsleiter
Gallusstrasse 24
Postfach 1926

9001 St. Gallen
Tel           0041 / 71 228 50 90 
Fax          0041 / 71 228 50 99

www.spi-stgallen.ch


The Swiss have a long history of direct political participation and politics by referendum. In line with this tradition the bishops did not give their own answers on behalf of the people, but asked the people directly: they put a simplified version of the questionaire online. The following is taken from the website of the Swiss bishops.

 


Survey on the Pastoral Situation With Respect to Partnerships, Marriages, and Families of the Catholic Church in Switzerland - Results

 

February 4th, 2014

 

 

Who Participated in the Survey?

  • 25,000 responses (23,500 online, 1,500 returned paper questionnaires distributed by local churches), average age: 54, 53% women, 92% Catholic, 95% residents of Switzerland, two thirds have kids
  • German language 87%, French 9%, Italian 4,5%. More than on third of the responses came from the Basel area.
  • Most respondents are close to the Church (married in Church, give their kids a Christian education, participate in their local parish), but this does not mean that they are not critical of Church Teaching.

 

First Results: 

  • The evaluation of the responses is ongoing. But some clear trends are recognizable.
  • 80% favor getting married in church and want to include religious elements in their lives
  • Highest score of the survey is on the need to give kids a Christian education (97%)
  • Faith plays a large part in family and education even though most are not able to express this. The approval rating for baptism is very high.
  • generally, respondents are open to religion and faith but do not agree with Church Teaching on family, marriage, and sexuality.

 

Number One Issue:

  • Broad consensus about not understanding and disagreeing with the official teaching not to admit divorced and remarried persons to the sacraments. Almost 90% are in favor of the church recognizing and blessing these partnerships.
  • People expect from the Swiss bishops to overcome the current policy which is considered as excluding, non-merciful, un-Christian, and in explicit contradiction of the core messages of Christianity.

 

Recognition of Same Sex Partnerships by the Church - No Broad Consensus:


60% want the Church to recognize and bless same sex partnerships. But instead of a broad consensus there is increasing polarization.
The Church and the leadership of the Church face the difficult situation of finding a solution that does justice to these diverging convictions and to meet the pastoral needs of lesbian and homosexual couples with strong wishes for having a religious component in their relationships and having their relationships recognized.

 

 

Permanent Issue: Birth Control


The dramatic gap between respondents and Magisterium on this issue shown by the survey has been well known for a long time. The prohibition of artificial methods of birth control is far removed from the current practice and views of most Catholics.

 

 

Scepticism About the Church Teaching on Family:

Most Catholic claim to be familiar with Church Teaching on sexuality, partnership but show clear reservations and do not express an overall agreement.

 

 

Perpectives for the Church:

While there is strong criticism of the Church there is also a basic desire for religion and church having a part in partnerships, marriages and families. These two positions stand in relation and in tension to each other. They point to the urgent need to re-assess the status that the Church Teaching on the family has in the Church and in the pastoral activities.

 

The specific lived experiences and lived situation of the people stands in contrasts with efforts to hold up individual norms and laws of the Church as absolute. The demands of the Church for unchallenged acceptance and unconditional obedience to its norms and rules of behavior are damaging the efforts of the Church to impart to the people the more central and more important aspects of its message.

 

The knowledge about the disparity between the openness among many of the faithful towards a religiously imprinted partnership, marriage and family on the one side and their rejection and incomprehension towards large parts of the Teaching on the other side has to be taken into account when developing pastoral programs. Specifically, the survey shows bad marks for the marriage preparation courses. They are not considered helpful for marriage and family life.

 

The survey also shows that the Church is not considered helpful when it comes to crises in marriage and family life. It seems that the high ideals of the Church Teaching block the view of reality and make it more difficult to communicate with those most in need of support.

 

 

Widespread Concurrence:

A surprising result of the survey is the very high conformity in the responses from quite different groups: young and old, men and women, German-, French- and Italian-speaking participants. There are really no significant differences to be found in the way these groups responded. There is no evidence of a generational conflict, no gender conflict, no conflict between the German-speaking and the French-speaking parts of Switzerland, no discrepancy between the different denominations and not significant difference between responses from Switzerland and responses from abroad.

 

 

Perspectives For Further Evaluations:


We are only at the beginning of the evaluation. In the further analysis SPI will focus on specific pastoral questions. It might be possible to identify target group specific differences that allow a better focus in the preparation of pastoral programs.

 

 

SPI:


The SPI is the Swiss Institute for Pastoral-Sociology (Schweizerisches Pastoralsoziologisches Institut). It is a research institute financed by the Catholic Church of Switzerland. It is located in St. Gall.


The SPI investigates the social, cultural, and especially religious transformations in today's society. The findings and results of this research serve as a basis for the development of concepts and perspectives for the pastoral planning and practices in the Catholic Church in Switzerland.

 

A main goal of SPI is to ty its research into the fundamentals in with the development of advisory services and concepts for the pastoral work in Switzerland.

 

Address and contact:

Schweizerisches Pastoralsoziologisches Institut, SPI

Dr. Arnd Bünker, Director
Gallusstrasse 24
P.O. Box 1926

CH-9001 St. Gallen

Tel           0041 / 71 228 50 90
Fax          0041 / 71 228 50 99

 

www.spi-stgallen.ch

 

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Translated by Bernie Aurin from German as published on the website of the Swiss bishops:
http://www.bischoefe.ch/dokumente/communiques/umfrage-zur-familienpastoral-ergebnisse